Der Inhalt des 1. Timotheusbriefes
1,1-2 Briefkopf (Verfasser, Empfänger, Gruß): Paulus dem Timotheus Gnade, Barmherzigkeit und Friede!
1,3-11 Timotheus sollte nach Pauli Abreise in Richtung Mazedonien Leuten in Ephesus wehren, die in bezug auf das Gesetz Gottes verkehrt lehrten, falsche Schwerpunkte setzten und damit echte Liebe und ungeheuchelten Glauben verdrängten.
1,12-17 Paulus dankt Gott für die ihm widerfahrene Gnade, daß Gott ihn, einen Verfolger der Gemeinde, gerettet und mit der Evangeliumsverkündigung beauftragt hat, so daß er für alle Gläubigen ein Beispiel der Geduld Gottes geworden ist.
1,18-20 Die Botschaft, daß Christus gekommen ist, um zur Ehre Gottes Sünder zu retten, befiehlt Paulus erneut seinem geistlichen Sohn Timotheus an, damit er durch die ihm persönlich zuteil gewordenen Prophezeiungen zu gutem Kampf gestärkt, mit Glauben und gutem Gewissen anders als Hymenäus und Alexander den Zielhafen ohne Schiffbruch ansteuert.
2,1-7 Es ist für Christen eine vorrangige Aufgabe, für alle Menschen, auch Regierungsverantwortung tragende, betend und mit dankbarer Haltung einzutreten, damit die Christen in gesellschaftlichem Frieden ihres Glaubens leben können. Gott nimmt solche Gebete gerne an, weil alle Menschen zum Heil kommen sollen, weil Christus sich als Mittler geopfert hat, um alle zu erlösen, und dies in der von Gott gegebenen Zeit z.B. auch durch Paulus den Nationen verkündigt werden soll.
2,8-15 Darum sollen Männer und auch Frauen an allen Orten im Gottesdienst in äußerlich und innerlich angemessener Weise beten. Eine Frau soll sich in der Gemeinde der Schöpfungsordnung gemäß unterordnen und nicht Lehrautorität und dominierendes Verhalten an den Tag legen. Gott wird gläubige Frauen durch Nöte des Gebärens hindurch bewahren.
3,1-7 Die gemeindeleitenden Männer (Episkopoi) müssen bestimme ethische und geistliche Voraussetzungen erfüllen, um ihre vorbildgebende Aufgabe ausüben zu können.
3,8-13 Für Diakone gibt es ebenso entsprechende Maßstäbe.
3,14-16 Paulus will selbst bald zu Timotheus kommen, schreibt aber den Brief, damit das Leben in der Gemeinde gut geregelt verläuft und das große Glaubensgeheimnis der Inkarnation dabei geachtet wird.
4,1-5 Gottes Geist sagt deutlich, daß in der Endzeit viele von diesem wahren Christusglauben ab- und dämonischen Lehren zufallen werden, die eine schöpfungsverachtende Tendenz an den Tag legen, indem sie Eheschließungen verhindern und von Gott geschaffene Speisen verwerfen.
4,6-16 Timotheus soll gut lehren, säkularisierende Mythen abweisen, sich im Gott ehrenden Leben trainieren, seine Gnadengabe nicht vernachlässigen und wird durch all dieses sich und die auf ihn Hörenden retten.
5,1-2 Timotheus soll sich gegenüber alten und jungen Männern und Frauen jeweils korrekt verhalten.
5,3-16 Paulus gibt bestimmte Richtlinien für das Auswählen der Witwen, die von der Gemeinde materiell versorgt werden sollen, an.
5,17-25 Die Ältesten sollen guten Arbeitslohn empfangen. Sie sollen gegenüber falschen Anklagen geschützt werden, aber bei Sünde öffentlich zurechtgewiesen werden. Timotheus soll nicht zu schnell die Hände auflegen und nicht fremder Sünden teilhaftig werden. Weintrinken soll seiner Verdauung helfen. Das Gericht Gottes wird offensichtliche und verborgene, gute und schlechte Taten der Menschen bewerten und vergelten.
6,1-2 Gläubige Sklaven sollen Gott in ihrem Stand Ehre machen.
6,3-16 Paulus warnt vor Leuten, die aus Gewinnsucht religiöse Lehren bringen, aber sich nicht zu Jesu Worten halten und ensprechend sich selbst und anderen schaden. Timotheus soll nicht das Reich-Werden-Wollen zum Ziel haben, sondern in Glaube und Liebe und Reinheit auf die verheißene Wiederkunft Jesu Christi zuleben.
6,17-19 Die reichen Christen sollen christlich mit ihrem Reichtum umgehen.
6,20-21 Timotheus soll im Abweisen der Gnosis seinen Glaubensschatz bewahren.
2. Für die Einleitungsfragen bedeutsame Aussagen des Briefes
1,1 Paulus schreibt an seinen Sohn Timotheus.
1,3 Timotheus blieb in Ephesus, als Paulus nach Mazedonien zog (vgl. Apg 20,1.3).
1,3-4.6-7 Irrlehren (vgl. Apg 20,20; siehe 1,20: Hymenäus und Alexander)
3,1ff Qualifikationen für Episkopoi (Aufseher; Gemeindeleiter, mehrere am Ort; vgl. 5,22; ebenso Apg 20,17.28).
3,8ff Qualifikationen für Diakonoi
3,14f Zweck des Schreibens ist, Timotheus Richtlinien zu geben, wie das Gemeindeleben praktisch aussehen soll. Paulus hofft, bald zu Timotheus zu kommen. Das "bald" ist wohl im Sinne einiger Monate zu verstehen. Wären es Tage, wäre das Schreiben des Briefes überflüssig gewesen.
4,1-5 Die Irrlehre hat asketisch-gnostische Tendenzen mit Verwerfung der Ehe und gewissen Speiseverboten (vgl. 2,15, das ein Ja zur Ehe und Gottes Bewahrung beim Kindergebären voraussetzt; siehe auch Apg 20,29-31).
13 Halte an mit Lesen ... bis ich komme.
5,3-16 Witwenregelung (bes. V. 14-15; vgl. 1 Kor 7)
23 Timotheus soll Wein gebrauchen, nicht nur Wasser, weil er oft krank ist.
6,3-5 Hier wird ein Porträt anders Lehrender gezeichnet.
6,20-21 Die fälschlich so genannte Erkenntnis (Gnosis im Griechischen) gibt einen Hinweis auf den Hintergrund der Irrlehren, gegen welche sich der Brief u.a. richtet.
Der in 1,3 erwähnte Abschied des Paulus von Timotheus in Ephesus paßt gut zu Apg 20,1. Demnach kann man die Zeit für die Abfassung des Brief es auf Apg 20,2 festlegen, was nach unserem Chronologievorschlag etwa Spätfrühjahr / Sommer 55 AD wäre. Mögliche Abfassungsorte wären Troas oder Mazedonien.
3. Vorschlag für eine chiastische Struktur des 1. Timotheusbriefes nach Welch1
I. Einleitung (20 Verse)
A Achte darauf, daß keine andere Lehre gebracht wird. (1,1-7)
(b) Übe Liebe aus reinem Herzen, guten Gewissen, ungeheucheltem Glauben
(a) unnützes Geschwätz
B Das Gesetz kann gegen Sünden helfen (1,8-11)
(b) um viele Übel zu überwinden
(a) gemäß diesem herrlichen Evangelium.
B' Christus überwindet letztenendes die Sünden (1,12-17)
(b) von Christus, obwohl ich der schlimmste der Sünder bin,
(a) ist mir Erbarmung widerfahren.
A' Halte am Glauben auch angesichts von falschen Lehrern fest. (1,18-20)
(b) halte den Glauben und gutes Gewissen
(a) auch angesichts von Hymenäus und Alexander.
II. Gemeindliche Angelegenheiten (28 Verse)
C Übt Fürbitte für politische Machthaber (2,1-8)
D Das Schweigen der Frauen in der Gemeinde (2,9-15)
E-1 Die Berufung eines Gemeindeleiters (3,1-7)
E-2 Die Berufung eines Diakons (3,8-13)
III. Persönliche Erklärungen (19 Verse)
(a) Der Christologische Hymnus (3,14-16)
(b) Die prophetische Warnung vor falscher Lehre (4,1-5)
(b) Der Auftrag zum Dienst (4,6-11)
(a) Der Dienstauftrag des Timotheus bestätigt (4,12-16)
II. Gemeindliche Angelegenheiten weiter ausgeführt (27 Verse)
D-1 Die Behandlung alter Witwen in der Gemeinde (5,1-10)
D-2 Die Behandlung junger Witwen in der Gemeinde (5,11-16)
E' Der Öffentlichkeitscharakter des Dienstes der Ältesten (5,17-25)
C' Gehorsam gegenüber den Herren (6,1-2a)
I. Schluß (19 Verse)
A Lehre diese Dinge, denn abweichende Deinge sind verkehrt. (6,2b-5)
(b) die vielen Übel der Wortstreitereien
(a) meide.
B Zufriedene Selbstbescheidung, nicht Geld, ist Gewinn (6,6-10)
(b) Wir können nichts aus dieser Welt heraus mitnehmen,
(a) laßt uns in Bescheidenheit zufrieden sein,
(a) Die reich sein wollen geraten in Fallstricke.
(b) Geldliebe ist eine Wurzel allen Übels.
(a) Wer um Reichtums willen vom Glauben abirrt, bereitet sich selbst viel Schmerzen.
A' Folge den Dingen, die gerecht sind. (6,11-16)
(b) Halte das Gebot
(a) um des einzigartigen Königs willen, der Unsterblichkeit hat.
B' Beeinflusse die Reichen dahingehend, daß sie reich in guten Werken werden. (6,17-21)
(b) Seid reich an guten Werken.
(a) Bewahre das kostbare Gut, das dir anvertraut ist.
Eddy Lanz, Januar 2007
1 Nach Welch, J. W. <Hrsg.>, Chiasmus in Antiquity, Hildesheim, Gerstenberg Verlag, 1981, John W. Welch: Chiasmus in the New Testament, S. 226f. Übersetzung ins Deutsche von Lanz.