1. Der Inhalt des 1. Korintherbriefes
1,1-3 Briefkopf (Verfasser, Empfänger, Gruß): Paulus und Sosthenes der Gemeinde Gottes in Korinth Gnade und Friede.
1,4-9 Paulus dankt Gott dafür, daß die Korinther infolge der Predigt von Christus keinen Mangel an irgendeiner Gnadengabe haben und auf die Wiederkunft Christi warten.
1,10-4,21 Paulus argumentiert angesichts der Spaltungen in Korinth für Einheit und Einmütigkeit in Christus.
1,10-17 Überwindet die sich an Menschen orientierenden Spaltungen durch die Einheit in Christus!
1,18-25 Das für die Welt törichte Wort vom gekreuzigten Christus ist das von Gott erwählte Mittel zum Heil.
1,26-31 Gott erwählte in Korinth die Schwachen, Törichten, Niedrigen, Nichtsseienden, um das, was etwas ist,
zunichte zu machen, damit sich vor Gott kein Mensch rühmen kann.
2,1-5 Die Gemeinde in Korinth entstand ohne menschliche Weisheitsworte durch die Predigt vom gekreuzigten Christus durch die Kraft des Geistes trotz der Schwachheit, der Furcht und dem Zittern bei Paulus.
2,6-16 Trotz der Torheitsseite nach außen hat das Evangelium noch eine andere Weisheitsseite nach innen. Die den Geist Gottes empfangen haben, kennen ihren Reichtum, daß sie in Christus Jahwes Sinn haben!
3,1-23 Parteiungen nach Menschen sind Zeichen unreifen Christseins. Apollos oder Paulus sind nur Diener
Gottes auf seinem Acker oder seinem Bau. Jeder soll auf dem Fundament Christus die besten Materialien aufbauen auf den Gerichtstag des Herrn hin, dem alles und alle gehören.
4,1-5 Paulus will nur Diener und Haushalter Christi sein, der als treu erfunden beim Gericht Lob erhält.
4,6-13 Paulus wendet sich gegen eine die Schriftgrenzen überschreitende, leidenslose Theologie der Herrlichkeit (theologia gloriae).
4,14-21 Paulus wirbt väterlich um die Korinther als seine geistlichen Kinder, aber er kann auch streng sein.
5,1-13 Zum Heil eines Unzüchtigen und zur Reinerhaltung der Gemeinde soll Gemeindezucht angewandt werden.
6,1-8 Die Gemeinde soll Streitfragen zwischen Christen schlichten und nicht heidnische Gerichte.
6,9-11 Ungerechte und Unzüchtige (u.a.) ererben das Reich Gottes nicht, aber Christen sind gereinigt.
6,12-20 Die Christen sind als Glieder am Leib Christi im Geist eins mit dem Herrn und Tempel des Heilgen Geistes und können von daher unmöglich Unzucht treiben. Sie sollen mit dem Leib Gott verherrlichen.
7,1-40 Wer geschlechtlich nicht enthaltsam leben kann, soll heiraten. Eine Ehescheidung soll nie von einem Gläubigen ausgehen. Beschnittene und Unbeschnittene sollen in ihrem Stand bleiben. Sklaven sind vollwertige Christen, können sie freiwerden, mögen sie es ergreifen. Es ist von Vorteil, wenn Jungfrauen oder Witwen um des Herrn willen ihren Stand bewahren, aber Heiraten ist keine Sünde.
8,1-10,32 Christen essen aus Liebe zu den Schwachen und um Dämonenkontakte zu vermeiden kein Götzenopfer.
8,1-13 Das Wissen, das die Götzen nicht existent sind, würde das Götzenopferessen erlauben, wenn ich nicht aus Liebe gegenüber einem Schwachem, der sein Gewissen dabei beflecken würde, verzichten müßte.
9,1-27 Paulus hat freiwillig auf sein Anrecht, von der Evangeliumsverkündigung zu leben und verheiratet zu sein, verzichtet und ist allen alles geworden, um möglichst viele zu retten. Bitte Nachahmen!
10,1-13 Auch die aus Ägypten geretteten Israeliten waren getauft und wurden wurden von Gott wunderbar genährt, kamen aber mehrheitlich auf grund von bösen Begierden, Götzendienst, Unzucht, den Herrn Versuchen und Murren um.
10,14-22 Man kann nicht im Abendmahl Gemeinschaft mit Christus und im Götzenopfer mit den Dämonen haben.
10,23-11,1 Das Götzenopfer hat keine magische Kraft in sich. Darum kann man alles auf dem Fleischmarkt oder bei einem Besuch Angebotene essen. Aber aus liebender Rücksicht wird man öfters verzichten.
11,2-16 Die Schöpfungsordnung Mann und Frau betreffend wird im Gottesdienst der Gemeinde nicht aufgehoben.
11,17-34 Spaltungen, profanes Essen und Trinken und lieblose Rücksichtslosigkeit passen nicht zum Charakter des Herrenmahles. Jeder soll sich prüfen und den Herrn bei diesem Mahl ehren. Der Herr unterstreicht die Heiligkeit des Abendmahles sogar mit züchtigendem Gericht.
12,1-31 Die geistlichen Gaben sind viele, gehen aber auf einen Geist zurück, der erkennbar ist an dem von ihm gewirkten Bekenntnis: "Jesus ist Herr". Alle Christen sind durch das Getauftwerden mit dem Heiligen Geist Glied an dem einen Leib Christi geworden und haben damit eine bestimmte Aufgabe.
13,1-13 Die Liebe krönt alle Geistesgaben, ohne sie ist alles nichtig. Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben.
14,1-40 Prophetische Rede übertrifft die Zungenrede, weil sie die Gemeinde verständlich erbaut. In der Zusammenkunft der Gemeinde sollen nur zwei bis drei Zungenredner sprechen, und das geordnet nacheinander und nur mit Ausleger. Propheten können zwei bis drei reden, die anderen sollen prüfen. Frauen sollen sich nicht am Prüfen der prophetischen Rede oder am Lehrgespräch beteiligen, damit sie sich nach dem Gesetz unterordnen, auch wenn sie nach 11,5 beten und prophetisch reden können.
15,1-58 Christus ist wahrhaftig auferstanden, in Erfüllung der Schrift und bestätigt von hunderten Augenzeugen. Ohne die Auferstehung ist der christliche Glauben leer, ohne Vergebung der Sünden und ohne Hoffnung. Die Auferstehung Christi zieht die Auferstehung der Seinen nach sich und ist Doppelpunkt zu seiner Herrschaft über den ganzen Kosmos und alle Gottesfeinde, wobei der letzte von ihm zu besiegende Feind der Tod ist. Der Auferstehungsleib übertrifft den jetzigen Leib bei weitem. Bei der letzten Posaune stehen die Toten auf, werden die Lebenden verwandelt und der Tod besiegt.
16,1-4 Am ersten Tag der Woche soll jeder freiwillig etwas für die Jerusalem-Sammlung zurücklegen.
16,5-24 Paulus erläutert seine Reisepläne, gibt letzte Ermahnungen und sendet verschiedene Grüße.
2. Für die Einleitungsfragen bedeutsame Aussagen des Briefes
1,1 Als Verfasser des Briefes werden Paulus und Sosthenes (Apg 18,17) genannt.
1,1 Der Vers nennt als Empfänger des Briefes die Gemeinde Gottes in Korinth, zieht aber auch eine Verbindungslinie zu allen Heiligen überall. Das stellt die Empfänger in die Gemeinschaft der weltweiten Kirche Gottes (vgl. auch 2 Kor 1,1). Zur Gründung der Gemeinde in Korinth siehe Apg 18,1-18.
1,11-12 Paulus empfing Informationen durch die Leute der Chloe. Dadurch wußte er von verschiedenen Problemen, die er im Brief anspricht, u.a. auch von den Spaltungen in Korinth (paulisch, apollisch, kephisch, christisch).
15,1-58 Zur Tatsache, daß die Auferstehungspredigt in Griechenland auf Schwierigkeiten stieß, vergleiche auch die Geschehnisse in Athen in Apg 17,32.
15,32 Ist dieser Vers mit dem Hinweis auf Kämpfe des Paulus in Ephesus auf dem Hintergrund von Apg 19 zu verstehen?
16,1 Paulus will die Geldsammlung (wie in Galatien!) für die Heiligen in Jerusalem/Judäa in guter organisierter Weise durchgeführt haben.
16,5 Die Reisepläne des Paulus sollen über Mazedonien nach Achaja führen (vgl. Apg 19,21).
16,6-7 Paulus denkt daran, vielleicht zum Überwintern in Korinth zu bleiben.
16,8-9 Ort der Abfassung des Briefes ist Ephesus, die Zeit ist vor Pfingsten. Paulus hat eine offene Tür fürs Evangelium, aber auch viele Widersacher.
16,10 Paulus hat Timotheus gesandt, dieser soll über Korinth mit Korintherunterstützung zu Paulus und den Brüdern zurückkommen (vgl. Apg 19,22: Timotheus u. Erastus nach
Mazedonien gesandt).
16,12 Paulus ermahnte Apollos, nach Korinth zu gehen, aber ohne Erfolg. Heißt das, daß Apollos also in Ephesus gewesen ist (vgl. Apg 18,24-19,1)?
16,15-18 Stephanas u.a. kamen (von Korinth?) nach Ephesus zu Paulus.
16,19 Die Gemeinden in Asien lassen grüßen, ebenso Aquila und Priska
16,21 Gruß des Paulus setzt wohl wie in Röm 16,22 einen Briefschreiber voraus.
Der 1 Kor ist vor dem Aufruhr des Demetrius in Apg 19,23ff abgefaßt. Pauli Plan war gewesen, bis Pfingsten in Ephesus zu bleiben (1 Kor 16,8), aber der Aufruhr wird diese Pläne geändert haben. Unser Vorschlag für die Chronologie wäre eine Abfassung Anfang AD 55.
3. Vorschlag für eine chiastische Struktur des 1. Korintherbriefes nach Welch1
I. Eingang des Briefes (1,1 -9)
II. Spaltungen in der Gemeinde in bezug auf die Leiterschaft: Die Lösung des Problems liegt in Christus, dem Gekreuzigten. (1,10-2,5)
III. Der Mensch soll sich vom Geist Gottes leiten lassen. (2,6-4,21)
(a) Die Denkweise Gottes wird durch den Geist allen denen zuteil, die bereit sind, sie zum empfangen (2,6-3,9).
(b) Jesus Christus ist das einzige und wahre Fundament (3,10-23).
(a') Alles, was wir haben, ist uns durch Apostel zuteil geworden, die wiederum nur Gottes treue Haushalter sind (4,1-21).
IV Sexuelle Probleme in der Gemeinde (5,1-7,40)
(a) Der Ausschluß von Unzüchtigen aus der Gemeinde (5,1-8)
(b) Die Vollmacht, richterlich zu urteilen (5,9-6,20)
(2) "Wer der Hure anhängt, ist ein Leib mit ihr... Wer aber dem Herrn anhangt, ist ein Geist mit ihm" (6,16f)
(3) "Fliehet der Unzucht" (6,18)
(a') Ratschläge in bezug auf rechte sexuelle Beziehungen (7,1-40)
IV' Gottesdienstliche Probleme innerhalb der Gemeinde (8,1-11,34)
(a) Das Essen des Götzenofperfleisches (8,1-8)
(b) Vermeidung des Mißbrauches der Vollmacht, richterlich zu urteilen (8,9-10,33)
(2) ,,Ihr könnt nicht zugleich trinken des Herren Kelch und der Teufel Kelch" (10,21).
(1) "Alles ist alles erlaubt, aber..." (10,23).
(a') Ratschläge in bezug auf rechten Gottesdienst und rechte Abendmahlsfeier (11,1- 34).
III'. Der Mensch soll sich vom vom Geist Gottes leiten lassen. (12,1-14,40)
(a) In Christus werden allen verschiedene Geistesgaben zuteil: Einheit in der Theorie (12,1-34).
(b) Liebe: die größte von allen Geistesgaben (13,1-13)
(a') Alle Geistesgaben haben ihren Platz in der Gemeinde Christi: Einheit in der Praxis ( 14,1-40).
II'. Spaltungen in der Gemeinde in bezug auf den Glauben an die Auferstehung: Die Lösung des Problems liegt in Christus, dem Auferstandenen (15,1-58).
I' Abschluß des Briefes (16,1-24).
Eddy Lanz, Januar 2007
1 Nach Welch, J. W. <Hrsg.>, Chiasmus in Antiquity, Hildesheim, Gerstenberg Verlag, 1981, John W. Welch: Chiasmus in the New Testament, S. 216-217. Übersetzung ins Deutsche mit leichter Überarbeitung von Lanz.