Vergessen, verbuddelt, verdrängt,
der Mann, der am Kreuze gehenkt.
„Hey, Jesus!“ grölt die Menge im Hohn,
„Du bist doch Christus, Gottes Sohn.
Andere haben von dir so viel profitiert,
was ist denn jetzt mit dir selber passiert?
Schwängest du dich von diesem grausamen Holz,
wären wir auf dich ganz furchtbar stolz.“
Vergessen, verbuddelt, verdrängt,
der Mann, der am Kreuze gehenkt,
gelegt in das Grab, verschlossen mit Tonnen von Stein,
ein Siegel darauf, das ist jetzt sicher und fein.
Sechzehn Soldaten davor noch platziert
teilen sich die Wachen in Gruppen zu viert.
Dienst nach Vorschrift, in diesem elenden Garten
müssen sie die Zeit noch bis zum dritten Tag verbraten.
Vergessen, verbuddelt, verdrängt,
der Mann, der am Kreuze gehenkt.
Am dritten Tag, noch in tiefschwarzer Nacht,
da hat es auf einmal ganz schrecklich gekracht.
Der Stein weggefegt, die Wachen geschockt,
ein gleißender Engel hat die Gegend gerockt.
Er sitzt auf dem Stein und genießt die Szene.
Sein triumphierender Blick macht den Helden flinke Beene.
Vergessen, verbuddelt, verdrängt,
der Mann, der am Kreuze gehenkt.
Die Wachen berichten mit Angstschweiß und schnell:
„Das, was da los war, war fürchterlich grell.
Das Grab ist leer, der Leichnam ist weg.
Wir kriegten alle einen Todesschreck.
Wenn Pilatus das hört, ist es um uns geschehen,
so kamen wir zu Eurer Hoheit, um Hilfe zu erflehen.“
Vergessen, verbuddelt, verdrängt,
der Mann, der am Kreuze gehenkt.
Kaiphas, nicht umsonst der Chef vom Hohen Rat,
schreitet erneut mit Geld zur effektiven Tat.
„Hier nehmt diesen Schatz und verbreitet die Kunde,
seine Jünger ham ihn geklaut zu nächtlicher Stunde.
Was Pilatus betrifft, macht euch keine Sorgen,
das regele ich mit ihm noch an diesem Morgen.
Vergessen, verbuddelt, verdrängt,
der Mann, der am Kreuze gehenkt.
Er ist es, der seither die Welten lenkt,
seine Leute mit ewigem Leben beschenkt,
Vergebung der Sünden und Heiligem Geist,
der sehr persönlich den Lebensweg weist.
Nichts kann ihn aufhalten, keine Nacht widerstehen,
bis mit den Wolken wir ihn wiederkommen sehen.
Karfreitag 2012, Eddy Lanz