We are happy to announce that the Urdu Geo Version is now also available in romanized script. The different books can be downloaded here:

Tauret

Tareekhi Sahaif

Sahaif i Hikmat aur Zaboor

Sahaif-i-Anbiya

Injil-i-Muqaddas

Kitāb-e-Muqaddas

Enjoy the reading!

Die Aufrisse und Gliederungen meiner Predigten und Vorträge haben sich über die letzten
Jahrzehnte angesammelt. Sie liegen hauptsächlich in Form von Zetteln vor, die ich in Pak-
istan, Deutschland oder anderswo als Vorbereitung für die entsprechende Predigt angefertigt
habe.Jetzt aber liegen sie auch in Form eines langsam wachsendes Blog-Buches vor.

Ich werde immer wieder eine aktualisierte Fassung auf die Webseite www.lanz.li hochladen.

Es kann hier als Pdf-Buch heruntergeladen werden.

Manch ein Zettel ist öfters benutzt worden und kriegte dann einen neuen Eintrag für jeden
neuen Ort, wo die Predigt gehalten wurde, mit Datum und teilweise auch Predigtlänge. Ich
predige gerne 45 Minuten, eine Fußballhalbzeit lang, manchmal mit Verlängerung.
Schon lange wollte ich das Ganze digitalisieren. Da wir am 3. Juni 2017 nach 18 Jahren
Missionsdienst in Pakistan aus diesem großen und schönen Land zurückgekehrt sind, bietet es
sich an, das jetzt zu tun. Ich werde auch hier in Deutschland angefragt für Predigten und kann
dann auf dieses Buch verweisen, wenn jemand Vorschläge haben will für die erwünschten
Predigtthemen.
Meistens habe ich Auslegungspredigten gehalten. Das gab dann eine Predigt basierend
auf einem Text unter Berücksichtigung seines Kontextes.
Mitunter konnte ich Serien von Predigten halten über Texte eines Buches. Mitunter
gab es Vortragsreihen über mehrere Themen. Darum finden sich in diesem Buch die Teile
mit Predigten aus dem Alten Testament, Neuen Testament und Themenpredigten und Serien
wieder.

Abraham ist das Beispiel par excellence für das Risiko des Glaubens. Er nimmt einen zentralen Platz im Genesisbuch ein. Ein struktureller Überblick über die Abrahamsgeschichte läßt seinen Glaubensgehorsam als wesentliches Motiv erkennen.

Das Große an seinem Glauben ist sein wiederholtes Loslassen des Eigenen und sein gleichzeitiges Festhalten an Gottes Verheißung, und das konstant über Jahre unter schwersten Bedingungen. Sein Glaube war nicht frei von Prüfungen, aber er glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.

Abraham ist das Beispiel par excellence für das Risiko des Glaubens

Gott hat Abraham zu einem Kristallisationspunkt der Heilsgeschichte gemacht. Ihm wurde die Würde verliehen, Vater aller Gläubigen zu heißen (Röm 4,11-12). So wie alle Menschen von Adam und Eva abstammen und die Gene des ersten Paares sich in allen wiederfinden (1 Kor 15,49), so multipliziert sich das Glaubensleben Abrahams nach der Verheißung Gottes ins Unermeßliche (Gen 15,5-6). Das neue Testament beginnt in seinem ersten Vers mit einer Linie von Abraham über David auf den Messias Jesus, der Höhepunkt und Zielpunkt der speziellen Heilsgeschichte ist, die mit Abraham begann (Mt 1,1). Darum lohnt es sich, das Leben Abrahams anzuschauen, seinen Glauben, seine Kämpfe. Es bringt uns zu unseren Wurzeln zurück. Es konfrontiert uns auch mit einer unglaublichen Herausforderung: Im Vertrauen auf Gott alles zu verlassen, auch die letzte Leine loszulassen, bereit zum Sprung ins scheinbare Nichts, nur um die Erfahrung zu machen, daß Gottes Hand hält.

Das Leben der Nachfolger Jesu, des Sohnes Abrahams, rekapituliert das Leben dieses Hünen im Glauben, der für Gott alles riskierte.

Den zentralen Platz im Genesisbuch nimmt Abraham ein.

Man kann das erste Buch der Bibel in 12 Unterabschnitte einteilen. Der erste beginnt mit “Im Anfang”, die restlichen 11 mit “Dies sind die Toledot von...”, wobei Toledot mit “Geschlecht” oder “Geschichte vom Geschlecht” oder wie bei Möller (1986: 21) mit “Fortpflanzungen” übersetzt werden kann. Es geht darum, was aus der entsprechenden Größe hervorgegangen ist, so schildert die Toledot Tharahs hauptsächlich die Geschichte Abrahams, der aus ihm hervorgegangen ist.

1) 1,1-2,3 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

2) 2,4-4,26 Diese sind die Fortpflanzungen von Himmel und Erde.

3) 5,1-6,8 Dies ist das Buch der Fortpflanzungen Adams.

4) 6,9-9,29 Diese sind die Fortpflanzungen Noahs.

5) 10,1-11,9 Und diese sind die Fortpflanzungen der Söhne Noahs.

6) 11,10-26 Diese sind die Fortpflanzungen Sems.

7) 11,27-25,11 Und diese sind die Fortpflanzungen Tharahs.

8) 25,12-18 Und diese sind die Fortpflanzungen Ismaels.

9) 25,19-35,29 Und diese sind die Fortpflanzungen Isaaks.

10) 36,1-8 Und diese sind die Fortpflanzungen Esaus

(Inclusio: Esau das ist Edom).

11) 36,9-43 Und diese sind die Fortpflanzungen Esaus

(Inclusio: Esau der Vater Edoms).

12) 37,1-50,26 Diese sind die Fortpflanzungen Jakobs.

 

Der erste Abschnitt konnte nicht mit “Die sind die Fortpflanzungen von” beginnen, weil noch nichts da war, aus dem etwas hervorgehen konnte. Gott mußte zuerst den Anfang setzen. Nach diesem Anfang jedoch folgt alles weitere aus schon vorher Vorhandenem. So wird sogar die Geschichte vom Garten Eden, dem Sündenfall und dem Beginn der Wirksamkeit des Fluches (2,4-4,26) als Folgegeschichte der Erschaffung von Himmel und Erde mit dem Titel versehen: “Dies ist, was aus Himmel und Erde hervorgegangen ist, als sie geschaffen worden waren” (2,4).

Abraham taucht in dem siebten Abschnitt der Genesis auf, im Toledot von Tharah, seinem Vater: “Dies sind die Fortpflanzungen Tharahs: Tharah zeugte Abram, Nahor und Haran” (Gen 11,27). Die ersten sechs Abschnitte der Genesis, welche mehr die allgemeine Ur- und Menschheitsgeschichte beschreiben, führen zu Abraham hin, während die nächsten sechs Abschnitte aus ihm hervorgehen. Er ist die zentrale Persönlichkeit im strukturellen Zentrum des Genesisbuches und gleichzeitig der Anfang der speziellen Heilsgeschichte der Bibel. Gott wird ihn und seinen Samen benutzen, um die Fluchauswirkungen des Sündenfalls und der daraus folgenden Sündhatftigkeit des Menschen durch den Segen Abrahams weltweit zu überwinden und die Völkerwelt für sich zurückzugewinnen (12,1-3; 22,16-18). Dabei steht der große Name für Abraham (12,2), durch den Gott die erlöste gläubige Menschheit im Segen eint, im Kontrast zu dem großen Namen, den sich die rebellische Menschheit durch den Turmbau zu Babel gegen Gott machen wollte (11,4). Die Babelmenschheit will sich einen in der himmelstürmenden Welthauptstadt protzender, selbstverdankter Größe. Abram wird von Gott aus den Metropolen dieser Welt wie Ur und Haran herausgeführt in ein unbekanntes Land zu einem Leben in Zelten in völliger Abhängigkeit von Gott. Der Namenswechsel von Abram zu Abraham krönt ihn mit der Würde Vater aller Glaubenden aller Völker zu werden (17,5; Röm 4,11-12). Sein Weg vom Glauben zur Gerechtigkeit (Gen 15,6; Röm 4) ist der Weg des Heils für alle Völker in dem einen Nachkommen Christus (Gen 22,18; Gal 3,16).

Ein struktureller Überblick über die Abrahamsgeschichte

Die Stuktur des Abschnittes der “Fortpflanzungen Tharahs” (11,27-25,11) hat hauptsächlich das Glaubensleben Abrahams zum Inhalt. Wir sehen hier mit Y. T. Radday (Welch 1981:104) eine chiastische Struktur, die wir aber leicht überarbeitet haben:

A 11,27-32 Tharahs Kinder, Harans Tod, Abrams Frau, Tharahs Tod

B 12,1-9 Abram gibt seine Vergan­genheit auf.

C 12,10-20 Sarai in Pharaos Palast

D 13 Abram trennt sich von Lot.

E 14 Lot aus der Gefangenschaft errettet.

F 15 Der Bund zwischen den Stücken­

G 16 Verheißung der Geburt Ismaels

F' 17 Der Bund der Beschneidung

G' 18,1-15 Verheißung der Geburt Isaaks

E' 18,16-19,38 Lot vor dem Untergang errettet.

C' 20 Sarah in Abimelechs Palast

D' 21 Abraham trennt sich von Ismael.

B' 22,1-19 Abraham gibt seine Zukunft auf.

A' 22,20-25,11 Nahors Kinder, Sarahs Tod, Isaaks Frau, Abrahams Tod

Die Abschnitte A und A' sind Einleitung und Abschluß der Toledoth Tharahs. Besondere Betonung liegt auf B und B', die beide am Anfang den Befehl Gottes an Abraham enthalten: “Geh...” (12,1; 22,2). In B greift Gott ein und gibt Abrahams Leben eine völlig neue Ausrichtung und weltweite Bedeutung. Abram gibt dabei seine gesamte Vergangenheit auf, alle Sicherheiten seines bisherigen Lebens.

In B' prüft Gott Abrahams Glauben und Liebe. Alles scheint in Frage gestellt, alle großen Verheißungen Gottes an Abraham für die Zukunft waren inzwischen an diesen Sohn Isaak gebunden. Sollte mit der Opferung Isaaks das alles aus sein? Als Abraham die Liebe zu seinem Sohn hintenanstellt und der Liebe zu Gott unterordnet, als er die Zukunft aufgibt und in Gottes Hand losläßt, um in der Gegenwart Gott gehorsam zu sein, da rettet Gott Isaak, schenkt ihn dem Vater zurück und bestätigt die alten Verheißungen und die Berufung Abrahams und seines Samens zum weltweiten Segensträger. B und B' sind die beiden Höhepunkte im Glaubensleben Abrahams. Beide erwachsen aus einer Gottesbegegnung heraus. In beiden ist Abraham mit seinem Glauben Gottes auserwähltes Werkzeug, um Gottes Segen zu allen Völkern zurückzubringen.

Alle übrigen Abschnitte zwischen Kp 12 und 22 stehen in Beziehung zu diesen beiden Eckpfeilern der Abrahamsgeschichte. Wie bei einem Chiasmus üblich sind dabei die zentralen Abschnitte des Chiasmus (hier F, G, F' und G' in Kp 15,1-18,15) besonders betont und wichtig. Es sind zwei Bündnisse (F in Kp. 15 und F' in Kp. 17) und zwei Sohnesverheißungen (G in Kp. 16 und G' in Kp 18,1-15). Trotz ihrer Zentralität auch für die ganze Bibel haben sie in dem Fortgang der dramatischen Entfaltung der Abrahamsgeschichte eine dienende Funktion: Sie bereiten den Höhepunkt des Glaubenslebens Abrahams in Kp. 22 vor. In Kp. 15 glaubt Abram Gott, daß er einen Sohn von seinem Leib, ja viele Nachkommen haben wird. In Kp. 16 erlangt er auf einem damals üblichen, menschlichen Wege einen Sohn durch die Magd Hagar: Ismael. In Kp. 17 enthüllt ihm Gott 13 Jahre später, daß nicht Ismael der besondere Sohn der Verheißung ist, sondern ein noch von Sarah zu gebärender Sohn Isaak. In Kp. 18 wiederholt Gott diese Verheißung, wobei dieses Mal indirekt Sarah angeredet wird und es ihr verheißen wird und das unter besonderem Hinweis auf die Allmacht Gottes (18,9-15). Sowohl Abram als auch Sarah reagierten auf die Verheißung mit Lachen (17,17; 18,12), weshalb der Name des Sohnes auch mit Lachen zusammenhängt (21,6).

Die zentralen Entscheidungen in Kp. 15-18 verleihen auch den übrigen Paaren des Chiasmus eine größere Spannung und Steigerung der Dramatik. In C (12,10-20) ist Sarai in Pharaos Palast, in C' (Kp. 20) Sarah in Abimelechs, beide Male, weil sie von ihrem Gatten angehalten war, eine Halbwahrheit über ihn zu sagen. Jedoch in Kp. 12 weiß der werte Leser noch nicht, daß diese unfruchtbare Frau (11,30) genauso wie Abram Gottes auserwähltes Werkzeug zur Segnung der ganzen Menschheit ist. In Kp. 20 weiß er das schon aus den letzten drei Kapiteln. Die Gefährdung der Ahnenfrau in Kp. 20 ist somit eine Gefährdung der ganzen Heilsgeschichte, eine Gefährdung der Wahrhaftigkeit Gottes. Die Bibel hätte hier enden können, ehe sie recht begann. Der Leser hält den Atem an, und Gott greift ein. Sarah durfte nicht für immer im Harem eines heidnischen Monarchen verschwinden, ihr neuer Würdename hatte sie für Größeres gekennzeichnet (17,15-16).

In D (Kp. 13) trennt sich Abram von seinem Neffen Lot, in D' von seinem Sohn Ismael (Kp. 21). Beide sind enge Verwandtschaft und damit im orientalischen Sinn auch menschliche Stütze, Rückhalt und Schutz, was Abraham in der Trennung zum Teil aufgibt. Beide Male ist Streit oder Familienärger mit ein Auslöser (13,7; 21,9-10), aber gleichzeitig liegt eine enorme Steigerung vor. Ein Sohn ist engere Verwandtschaft als ein Neffe, im ersten Fall war der Streit nur zwischen den Hirten Lots und den Hirten Abrams, im zweiten Fall ging er von den Kindern aus zu den Frauen Abrahams. Im ersten Fall ging der Vorschlag zur friedlichen Trennung von Abram aus, der in seiner Friedensliebe Lot sogar die erste Wahl der Gegend lies. Im zweiten Fall ging der Vorschlag zur juristischen Trennung von der zweiten Ehefrau mit ihrem Sohn von der ersten Ehefrau aus und gefiel Abraham zuerst überhaupt nicht. Erst auf Gottes ausdrückliches Gebot hin und seiner Zusage, für Ismael zu sorgen, trennte sich Abraham von ihm (21,11-14). Damit blieb Isaak als einziger Sohn übrig, was den Befehl Gottes in 22,2, diesen einzigen Sohn zu opfern, zu einem Ganzopfer macht: Indem Abraham Isaak hingibt, gibt er sich selbst, sein Leben, seine Sehnsüchte, sein Hoffnungen, gibt er alles (vgl. Röm 8,32 mit Gen 22,12).

In E (Kp 14) errettet Abram Lot aus der Gefangenschaft, indem er den siegreichen Königen nachjagt und sie in einem Überraschungsangriff mit einer geringen Armee besiegt. In E' (18,16-19,38) rettet Gott Lot mit seinen beiden Töchtern vor dem Untergang Sodoms und Gomorras, weil er an den fürbittenden Abraham dachte (19,29; 18,16-33). Die Steigerung in diesem Ringstrukturpaar liegt in der dramatischen Entwicklung der Situation des “gerechten Lot” (2. Petr. 2,7-9) mit seiner Familie, welche ganz klar von der moralischen Atmosphäre Sodoms und Gomorras infiziert worden war: Die Frau kann sich nicht lösen und kommt um (19,26), die Töchter begründen nach der Weise Sodoms und Gomorras die Völker der Moabiter und Ammoniter, während der Vater im Vollrausch nichts mitbekommt (19,30-38). Damit ist Lot mit seiner Familie trotz aller Nähe zu Abraham ein Kontrast zu dem zentralen Bündnis Gottes mit Abraham in Kp. 17: “Ich bin der allmächtige Gott, wandle vor mir und sei tadellos” (17,1). Lot zeigt, was auch mit Abraham in Kanaan hätte geschehen können, aber nicht geschehen ist, aufgrund der Gnade und Bewahrung Gottes und des Glaubens und der Hingabe Abrahams (siehe 22,12).

Was wir von Abraham lernen können: Das Große an Abrahams Glauben ist sein Loslassen und sein gleichzeitiges Festhalten.

Abraham läßt das Eigene los und hält sich an Gottes Verheißung fest, er hofft auf die Erfüllung wider allen Anschein des Gegenteils.

Als Gott ihn berief, forderte er das Verlassen und Loslassen von Vaterland, Verwandtschaft und Vaterhaus (12,1). Abram gehorchte, und damit mache er sich verletzlich, völlig auf Gott angewiesen. Er ging ein gewaltiges Risiko ein.

Gott bot ihm im Gegenzug vier Gaben: 1. ein Land, das er ihm zeigen wollte (12,1.7), 2. ein großes Volk zu werden (12,2), 3. einen großen Namen zu haben (12,2), 4. Segensmittler für die ganze Menschheit zu werden (12,2-3). Alle vier Gaben basierten darauf, daß Abraham in der Lage sein mußte, wenigstens einen Sohn zu zeugen. Hier aber lag das Dilemma: Abrams Frau Sarai war unfruchtbar (11,30). Gott hatte einen Mann erwählt, um durch ihn und seinen Nachkommen die Welt zu segnen, aber er konnte keine Kinder kriegen! Es gehört zur Theologie des Kreuzes quer durch die Bibel, daß Gott seine Auserwählten unter dem Anschein des Gegenteils führt. Und diese müssen das aushalten im Glauben, daß Gott sein Wort schließlich doch erfüllen wird. Die beiden anderen großen Männer von Mt 1,1 hatten auch ihre Schwierigkeiten: David war berufen, König zu werden und Israel zu einer großen Nation zu machen, aber über Jahre hatte er nicht nur keinen Thron und keine Krone, sondern verlor auch das, was er zuerst hatte, ständig auf der Flucht, nur ein Schritt zwischen ihm und dem Tod (1. Sam. 20,3), bis er schließlich ins Ausland flüchten mußte, wo ihn am Ende seine eigenen völlig frustrierten Männer steinigen wollten, weil David und sie alles verloren hatten (30,6). David und Abraham stärkten sich unter dem Ansturm des scheinbaren Fluches in Gott und erlangten die Verheißung (Röm 4,19; 1 Sam 30,6). So auch Christus: Er war zum König und Erlöser berufen, erwählt, sein Volk zu erlösen von ihren Sünden und sie zu segnen, aber er konnte dies nur tun auf dem Wege der Verwerfung durch dieses Volk, als Verfluchter ans Holz gehängt.

Das Beeindruckende an Abraham ist die Konstanz, mit der er an Gott festhält und an seinem Wort, und das über Jahre unter schwersten Bedingungen.

Vor einigen Jahren (1999) hat Gott uns von Deutschland nach Pakistan geführt, um ihm hier zu dienen. Wir haben diesen Umzug mit sieben Kindern gemacht, in ein völlig anderes Land, in eine völlig andere Kultur, wo eine andere Religion dominiert. Wir können jetzt eine ganze Reihe biblischer Gestalten, Abraham inklusive, viel besser verstehen. Es gibt moderne Begriffe und Etiketten (Kulturschock, Enkulturation etc.) für die gewaltigen Prozesse, die in einem “Fremdling”, einem Ausländer vorgehen. Abraham hat in diesem Schmelztiegel des Glaubens an Gott festgehalten, ihn tiefer erlebt denn je. Das werden auch viele Missionare bezeugen. Es ist Christsein ohne Netz und doppelten Boden. Es ist hart, es ist ein rauher Alltag und es ist ein Segen. Wohin er auch geht, Abraham baut Altäre und ruft den Namen des Herr an (12,7.8). Bei allen Unsicherheiten und Ungewißheiten, die er erlebte, machte er sich in Gott fest.

Als Abraham Lot loslassen mußte, und noch schlimmer Ismael, und schließlich der Gipfel Isaak, da stand er auf dem Felsen seiner Gottesverehrung, seines Gottvertrauens (22,12). Wie der Hebräerbrief nahelegt (11,19) implizierte die Beinaheopferung Isaaks auch den Glauben, daß Gott den Sohn der Verheißung sogar aus der Asche des Brandopfers wieder auferwecken konnte. Dieser Glaube beschränkte sich nicht auf ein angelerntes Kopfwissen, sondern war unmittelbare Abhängigkeit vom Allmächtigen.

Was ist der Unterschied zwischen geistlichem Risiko und purem Leichtsinn?

Doch, was machte Abraham so gewiß, was ist der Unterschied zwischen einem im Glauben eingegangenen Risiko und purem menschlichen Leichtsinn? Der Unterschied liegt im Wort Gottes und in seiner Führung. Sowohl in Kp. 12 als auch in Kp. 22 verläßt Abraham und gibt auf, weil Gott ihn anspricht. Glaube ist keine Autosuggestion und auch keine Selbstbeauftragung. Wer sein Land verläßt ohne Gottes Auftrag oder ein großes Opfer bringt ohne Gottes Führung kann damit fehlgehen. Abenteuerlust allein ist noch kein Glaube. Glaube ist ein sich von Gott an der Hand führen lassen (Jes 41,8.13). Wenn Abraham nur das Eigene losgelassen hätte, aber keine Verheißung Gottes gehabt hätte, um sich daran festzuhalten, dann wäre er ins Leere gelaufen. Er brauchte die Stärkung durch die Verheißung. Das wird nirgendwo so schön deutlich wie in dem berühmten Kp. 15.

Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit (15,6).

“Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn” (15,1). Gott als Schild gewährt Schutz, Gott als Lohn ist der größte Schatz, den man sich vorstellen kann. Beides greift auf Kp. 14 zurück. Um Lot zu befreien, mußt Abram in den Krieg ziehen. Das wirft natürlich die Frage der Sicherheit auf. Auch die Gefährdung von Sarai in Kp. 12 berührte dasselbe Gebiet. Wir als Ausländer in Pakistan wissen ein Lied davon zu singen. “Ich bin dein Schild.” Ein Schild ist nahe zum Schutz des Leibes. Heute würde man vielleicht sagen: “Ich bin dein Leibwächer, dein Bodyguard.” Das sind Leute, die sich dazwischen werfen, wenn die Kugeln fliegen. So wie ein Schild die Pfeile abfängt und die Schwertschläge. Die größte Erfüllung fand dieses Wort am Kreuz, als sich Christus in den Kugelhagel der Sünden schmiß, um uns zu retten. Die Zusage: “Ich bin dein sehr großer Lohn” hat im Hintergrund 14,23, wo Abram darauf verzichtet, sich von Sodoms König “reich machen” zu lassen. Nun macht Gott ihn reich. Es ist köstlich, wie Abram in diesem Kapitel auf die Offenbarung Gottes reagiert, so menschlich, tief, einfach, ehrlich, schlicht: “Was willst du mir geben? ... Mir hast du keine Nachkommen gegeben...” (15,2-3). Es ist nicht Unglaube, es ist einfach ein blutendes Herz. Wieviele Jahre vergangen sind, seitdem er mit 75 Jahren kinderlos nach Kanaan kam, wissen wir nicht, aber wissen, daß Ismael im nächsten Kapitel geboren wird, als Abram 86 Jahre alt ist (16,16). Abram und Sarai sind schon sehr lange kinderlos. Dieser Schmerz des unerfüllten Wartens bricht nun aus Abram hervor. Was Gott ihm auch geben könnte, ohne die Gabe eines Erben wäre es kein “großer Lohn”. Gott verheißt ihm daraufhin einen eigenen Sohn.

Im Gesicht führt Gott Abram heraus in die sternklare Nacht. Er soll die Sterne zählen. Jedes Stern ein Kind. Unzählbare viele. Manch einer ist stolz, wenn er sein Auto von null auf hundert in wenigen Sekunden beschleunigen kann. Abrams Glaube ergreift die Verheißung von null auf unzählbar viele im Handumdrehen: “Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.” (15,6) Das Risiko des Glaubens war Abram schon vorher eingegangen. Er hatte alles verlassen und war jetzt hier im fremden Land in Wartehaltung auf Gottes Wirken. Es war eine jener besonderen Nächte, eine Begegnung mit Gott fürs Leben, eine Veränderung im Innern vor der äußeren Veränderung, das Kind effektiv zu haben. Es ist, was viele Missionare und Diener Gottes erlebt haben, die berufen waren für etwas, die äußerlich gefolgt waren, um dann innerlich zur Ruhe zu kommen: Gott tut sein Werk, das er verheißen hat, zu seiner Zeit, mit seinen Mitteln. Unser Teil an Gottes Werk ist nicht so groß, wir sind die Empfangenden (Eph 2,10). Und als wenn die Klärung der Sache mit dem Kind nicht genug wäre, spricht Gott auch noch die andere große Verheißung des Landes an (15,7), um damit Abram die Gelegenheit zu geben, sich zu äußern: “Herr, mein

Gott, woran soll ich merken, daß ich's besitzen werde?” (15,8). Gott macht einen Bund mit Abram zwischen den Opfertierstücken (vgl. Jer 34,18-19), während Abram im Tiefschlaf war (15,12). Die Feuerflamme, die zwischen den Stücken hindurchfährt, repräsentiert Gott selbst. In gewissem Sinne sagt Gott damit: Wenn ich die dir gegebene Verheißung des Landes nicht erfüllen würde, dann wollte ich selber in Stücke geschlagen, getötet werden. Dann würde ich, Gott, aufhören, Gott zu sein. Das natürlich ist unmöglich. Drastischer konnte Gott dem Abram nicht mitteilen, daß seine Verheißung unumstößlich ist. Beide waren Genossen in einem Bund, für immer verbunden. Das stellte Abram auf einen felsenfesten Grund und half ihm, im Glauben das Ziel zu erreichen.

Literatur: Möller, Hans , Alttestamentliche Bibelkunde, Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1986, S. 20. Yehuda T. Radday: Chiasmus in Hebrew Biblical Narrative in Welch, J. W. <Hrsg.>, Chiasmus in Antiquity, Hildesheim: Gerstenberg Verlag 1981; , S. 50ff, zu Abraham S. 104.

 

Eddy Lanz, März 2006

Dieser Artikel wurde in IGW Periodical (JAHR 3, AUSG.1, 4.04.2006) der HALBJAHRESZEITSCHRIFT VON IGW veröffentlicht. Siehe www.periodical.ch.

Die Apostelgeschichte spricht verhältnismäßig häufig vom Heiligen Geist und seinem Wirken. Wegen der Aktualität der damit zusammenhängenden Fragen, scheint eine kurze Bestandsaufnahme angebracht. Die Vollmacht und Kraft Jesu in seinem öffentlichen Auftreten hing laut Apg 10,38 damit zusammen, daß “Gott ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt” hatte. Auch der auferstandene Herr gab seinen auserwählten Aposteln “durch den Heiligen Geist Befehl” (1,2). Nach einer Zeit des Wartens auf das angekündigte Kommen des Heiligen Geistes (1,5.8), erfüllte sich zu Pfingsten diese Verheißung (2,3-4.17-18; vgl. Joel 3,1ff), wozu die Himmelfahrt Jesu die heilsgeschichtliche Voraussetzung war (2,33; vgl. Joh 16,7). Die persönliche Voraussetzung zum Empfang des Heiligen Geistes ist Bekehrung und Glaubensgehorsam (2,38; 5,32). Ein gottgewollter (Eph 5,18) Zustand für einen Jünger ist, daß er “mit dem Heiligen Geist erfüllt wird” (2,4; 4,8.31; 9,17; 13,9.52) oder “voll Heiligen Geistes” ist (6,3.5; 7,55; 11,24). Den Heiligen Geist zu belügen oder zu versuchen, kann schweres Gericht nach sich ziehen (5,3.9), ebenso können das unreine Motive dem Heiligen Geist gegenüber (8,19f). Es gibt ein fortwährendes Widerstreben gegen das Wirken des Heiligen Geistes (7,51). Der Heilige Geist hat durch Propheten im Alten Testament gesprochen (1,16; 4,25; 28,25). In der Apostelgeschichte sprach der Heilige Geist zu einzelnen, während sie allein waren (8,29; 10,19; 11,12), oder zu mehreren auf einmal (13,2; 20,23; 21,4?.11). Getreu der Verheißung Jesu (Lk 21,14-15; Mt 10,19-20) erlebten die Jünger einen besonderen Beistand des Heiligen Geistes bei der Verantwortung vor Gericht (4,8) und in Verfolgungssituationen (4,31; 7,55), aber auch allgemein bei der Verteidigung des Evangeliums vor Ungläubigen (6,10). Nachdem Samaria “das Wort Gottes angenommen” hatte (8,14), wurden Petrus und Johannes von der Apostelgemeinschaft zu den Gläubigen in Samarien gesandt, damit diese nach ihrem Gläubig- und Getauftwerden nun auch vermittels Gebet und Handauflegung durch die Apostel den Heiligen Geist empfingen (8,15.17.18). Die Entrückung des Philippus durch den Geist Gottes nach der Taufe des äthiopischen Kämmerers erinnert an ähnliche Wunder im alten Bund (1.Kg 18,12; 2.Kg 2,16). Der für die anwesenden gläubigen Juden sichtbare Empfang des Heiligen Geistes durch die gerade gläubiggewordenen Heiden im Hause des Kornelius diente als göttliche Bestätigung und Siegel dafür, daß Gott nun auch den Nationen die Möglichkeit der Umkehr gegeben hatte und daß Heidenchristen durch den Glauben vollgültig zur Gemeinde gehörten (10,44.45.47; 11,15.16; 15,8). Eine besondere Gruppe von “Jüngern” traf Paulus in Ephesus an: Sie waren gläubig, kannten aber nur die Taufe des Johannes und wußten noch nichts von dem Kommen des Heiligen Geistes (19,2). Nachdem sie auf den Namen Jesu getauft worden waren und Paulus ihnen die Hände auflegte, kam dann der Heilige Geist auf sie (19,6). Der Heilige Geist wirkt nicht nur in den einzelnen Christen, sondern auch in der Gemeinde insgesamt: Die Gemeinde wächst zahlenmäßig durch den “Trost” oder “Beistand” des Heiligen Geistes (9,31). Der Heilige Geist setzt die “Ältesten” als “Hirten” und “Aufseher” in der Gemeinde ein (20,17.28). Er half den Aposteln und Ältesten die Streitfrage, ob auch Heidenchristen das alttestamentliche Gesetz beachten sollten, zu lösen (15,28). Der Heilige Geist wirkt auch besonders auf die Erfüllung des Missionsbefehls hin: Er bevollmächtigt zur Zeugenschaft (1,8). Ja, er ist selber Zeuge (5,32). Er beruft Barnabas und Saulus (13,2) und sendet sie aus (13,4). Er bestimmt souverän die geographische Strategie der Ausbreitung des Evangeliums (16,6.7; in 16,7 scheint mit “Geist Jesu” auch der Heilige Geist gemeint zu sein, vgl. Röm 8,9.14).

Nach diesem Überblick scheint noch die kurze Besprechung folgender drei Einzelfragen von Interesse zu sein:

a) Bezeichnet der Ausdruck: “mit dem Heiligen Geist getauft werden” (1,5; 11,16) den Startpunkt des christlichen Lebens oder eine zweite, von der Wiedergeburt zu trennende Erfahrung (die eventuell vielleicht sogar öfters wiederholbar wäre)?

b) Was bedeuten in diesem Zusammenhang die Formulierungen “voll Heiligen Geistes sein” oder “erfüllt werden mit dem Heiligen Geist”?

c) Sind die Abschnitte Apg 8,12-17 und 19,1-7 biblische Belege dafür, daß es auch heute Christen geben kann, die zwar gläubig sind, aber den Heiligen Geist nicht empfangen haben?

Zu a): Dieser Ausdruck begegnet uns im Neuen Testament sieben Mal, sechs Mal davon in Zusammenhang mit der Gegenüberstellung: Johannes der Täufer tauft (nur) mit Wasser - Christus aber tauft mit dem Heiligen Geist (Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Joh 1,33; Apg 1,5; 11,16). Johannes repräsentiert hier noch die Zeit des Alten Bundes (Mt 11,11-14), dessen Prophetie sich in ihm noch einmal zu voller Größe erhebt, aber einzig und allein, um auf Christus hinzuweisen, den “Stärkeren”, der den “besseren Bund” (Hbr 7,22) bringt. Die Johannestaufe sollte das Volk des Alten Bundes als Taufe zur Buße für das Kommen des Messias und für den damit verbundenen Eintritt in den Neuen Bund vorbereiten (Mt 3,11; Joh 1,31). Diese Gegenüberstellung (mit Wasser getauft werden - mit dem Heiligen Geist getauft werden) nun macht den qualitätsmäßigen Unterschied zwischen Altem und Neuem Bund deutlich: Der Alte Bund mündet in die Wassertaufe des Johannes ein verbunden mit einem Bußruf zu Christus hin. Im Neuen Bund aber ist der Stärkere selbst da, Christus, der nicht nur mit Wasser, sondern mit dem Heiligen Geist tauft (1.Petr 1,10-12; 2.Kor 3). Von daher ergibt sich, daß jeder Christ schon mit dem Heiligen Geist getauft worden ist, wenn er wirklich Christ ist und Teilhaber am Neuen Bund, denn “wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein” (Röm 8,9). Dasselbe folgt auch aus der siebten Stelle, 1.Kor 12,13. Paulus spricht hier davon, daß wir “durch einen Geist alle zu einem Leib getauft worden sind”. Das “alle” schließt alle Christen ein. Wer nicht mit dem Heiligen Geist getauft worden ist, der gehört nicht zum Leib Christi, zur Gemeinde, d.h. der ist auch kein Christ. Manche Leute unterscheiden die sogenannte “Geistestaufe” als mitunter zeitlich von der Wiedergeburt zu trennen. Sie vertreten, daß man die “Geistestaufe” auch als eine “zweite Erfahrung” (oder auch wiederholt) erleben könne und daß dadurch die Christen zu einem noch vollmächtigeren, kraftvolleren und siegreicheren Leben befähigt würden. Der erste Korintherbrief weist allerdings in eine andere Richtung. Von 1.Kor 12,13 her ist das Getauftwerden mit dem Heiligen Geist wie die Wiedergeburt als Anfangserfahrung des Christen zu sehen. Beide Ausdrücke beschreiben den Startpunkt des christlichen Lebens, nur mit jeweils unterschiedlicher bildhafter Akzentsetzung: Bei “Wiedergeburt” liegt der Akzent auf dem Beginn des neuen, geistlichen Lebens und beim “Getauftwerden mit dem Heiligen Geist” in 1.Kor 12,13 auf der Vereinigung aller Christen zu dem einen geistlichen Leib des Christus. Die Tatsache, daß die Korinther zwar alle mit dem Heiligen Geist getauft worden waren und doch laut 1.Kor 3,1-4 von Paulus als mehrheitlich “fleischliche” Christen, als Babys, die nur Milch vertragen, bezeichnet werden, macht schließlich vollends deutlich: Der heute oft anzutreffende Sprachgebrauch des Begriffes “Geistestaufe”, bei welchem dem erst “nur” wiedergeborenen Christ nun durch die “Geistestaufe” als zweiter Erfahrung zu einem geistlichen, vollmächtigen Siegesleben verholfen wird, entspricht nicht dem Sprachgebrauch der Schrift und ist von daher abzulehnen. Schließlich bleibt noch zu vermerken, daß der Begriff “getauft werden mit dem Heiligen Geist” darauf hinweist, daß es sich hierbei um einen einmaligen Akt handelt, der nicht beliebig oft wiederholt werden kann.

Zu b): Im Unterschied dazu ist ein Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist des öfteren möglich, wie ein Vergleich des Personenkreises von Apg 2,4 und 4,31 zeigt (vgl. ebenso 2,4 mit 4,8; 9,17 mit 13,9; weitere Stellen: 13,52; Eph 5,18). Das Erfülltwerden kann zwar mit dem Getauftwerden im Heiligen Geist, was den Erlebniszeitpunkt betrifft, zusammenfallen (vgl. 2,4 mit 11,15-16), ist aber doch dem Wortgebrauch nach davon klar zu unterscheiden. Denn, wie gesagt, weist das Wort “taufen” auf ein einmaliges Ereignis hin, während sich das Erfülltwerden wiederholen kann. Und außerdem gab es das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist auch schon vor Pfingsten (Lk 1,15.41.67). Der Ausdruck “voll (Heiligen) Geistes” begegnet uns in den Evangelien nur in bezug auf Jesus (Lk 4,1) und im übrigen Neuen Testament nur in der Apostelgeschichte (6,3.5; 7,55; 11,24). Im Unterschied zum Verb (erfüllt werden) betont es wohl zusätzlich noch das Dauerhafte des Zustandes.

Zu c): Bei den Abschnitten 8,12-17 und 19,1-7 ist ein Erkennen des Übergangscharakters dieser Geschehnisse wichtig. In 8,12-17 wird Samaria zum ersten Mal mit dem Evangelium erreicht (Apg 1,8). Die bekannte Gegnernerschaft zwischen Juden und Samaritern (Joh 4,9) machte es notwendig, daß die Samariter gleich zu Beginn von Gott eindrücklich der Gesamtgemeinde eingegliedert würden, damit nicht etwa eine samaritanische “Sonderkirche” entstünde. Die Tatsache, daß die Samariter den Heiligen Geist erst empfangen konnten, nachdem die Apostel Petrus und Johannes von Jerusalem (!, nicht vom Garizim, vgl. Joh 4,20-22) gekommen waren, diente wohl als “Erziehungsmaßnahme” Gottes der Einheit der Gesamtgemeinde. Ferner ist in diesem Zusammenhang bedenkenswert, daß es immer wieder Petrus war, den Gott sozusagen die jeweils nächste Tür zur Ausbreitung des Evangeliums aufstoßen ließ: zu Pfingsten in Jerusalem, dann in Samarien im Gefolge des Philippus, dann in Cäsarea im Hause des Heiden Kornelius (Apg 1,8; 2,14; 8,14ff; 10,1ff).

In Apg 19,1-7 handelt es sich nun ebenfalls um einen Übergang: Die etwa 12 Männer waren zwar Jünger, sie waren gläubig, aber sie kannten nur die Taufe des Johannes und noch nicht die Taufe “auf den Namen des Herrn Jesus”. Ebenso wußten sie auch noch nichts von dem Kommen des Heiligen Geistes. Sie befanden sich, was ihre heilsgeschichtliche “Stufe” anbetrifft, bildlich anhand des Matthäusevangeliums ausgedrückt, irgendwo zwischen dem Auftreten des Täufers in Mt 3 und der Auferstehung und dem Taufbefehl Jesu in Mt 28. Paulus nahm sie sozusagen bei der Hand und brachte sie auf den aktuellen Stand, sie nahmen seine Verkündigung im Glauben an, ließen sich taufen und empfingen den Heiligen Geist. Wegen der einmaligen heilsgeschichtlichen Übergangssituation sowohl dieser etwa 12 Männer als auch der Samariter von Apg 8 darf man diesen Abschnitt nicht als biblischen Beleg dafür nehmen, daß es heute echte Christen geben könnte, die den Heiligen Geist noch nicht empfangen hätten.

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